Kurzgeschichten

Das Verhör

ColoniaCon 22

Erschienen im Con-Buch der ColoniaCon 22, Copyright © 2015. 2016 by Ben B. Black

Pjotr fixierte den Abstrahlpol des schweren Blasters, der sich etwa zwei Meter vor seinem Gesicht befand. Selbst ein einfacher Streifschuss aus dieser Waffe würde genügen, um ihm den halben Kopf wegzupusten.

»Hinsetzen, Schnüffler!«, dröhnte es hinter der Waffe.

Der Mann, dem das volltönende Organ gehörte, erweckte nicht den Eindruck, als würde er scherzen oder auch nur den geringsten Spaß verstehen. Die Narben in seinem fleischigen Gesicht sowie die massigen Arme machten mehr als deutlich, dass er seinen Lebensunterhalt in erster Linie durch handfeste Tätigkeiten ver­diente.

»Was soll das, Joey?« Pjotr setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. »Hey, du kennst mich doch! Ich bin es, Pjotr, der Laufbur­sche vom Boss.«

»Maul halten und hinsetzen! Ich sag’s nicht noch mal!« Joey fuchtelte mit dem Blaster, um seinen Worten Nachdruck zu ver­leihen, und deutete dabei auf einen äußert unbequem wirkenden Metallstuhl, der in der Mitte des Raumes stand.

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Party-Bekanntschaft

Copyright © 2013 by Ben B. Black

Gelangweilt saß Sean in einer Ecke des großen Saals und be­trachtete das bunte Treiben auf der Tanzfläche. Fast alle der Tän­zer waren verkleidet oder zumindest maskiert, wie es sich für eine Halloween-Party gehörte. Trotzdem wollte bei Sean einfach keine rechte Party-Stimmung aufkommen, das Ganze nervte ihn eher.

»Na, du alter Griesgram?«, erklang da eine Stimme direkt ne­ben ihm. »Immer noch schlechte Laune?«

Sean sah zur Seite und erblickte seinen Kumpel Ewald. Dem Funkeln in dessen Augen entnahm er, dass der sich offenbar bes­tens amüsierte.

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Casimir

Elfenschrift 03/2013

Erschienen in der Elfenschrift 03/2013, Copyright © 2013 by Ben B. Black

Langsam, fast bedächtig näherte sich der Mann der Haustüre. Er hatte lange graue Haare sowie einen stattlichen Vollbart, und seine Leibesfülle schien ein Indiz dafür zu sein, dass er gerne aß und trank. Obwohl er schon an die sechzig Jahre zählen mochte, vermittelten seine Augen auf eigentümliche Weise den Eindruck von jugendlicher Frische. In der linken Hand trug er eine große Tasche, die offenbar prall gefüllt war und auch ein entsprechendes Gewicht besaß.

Kurz bevor der Mann die Haustür erreicht hatte, blieb er noch einmal stehen, holte einen Zettel aus seiner Jackentasche und las, was darauf geschrieben stand. Dann hob er seinen Blick wieder, sah den Namen »Schmitz« auf dem Klingelschild und nickte schließlich. Während er den Zettel achtlos in die Tasche zurückgleiten ließ, machte er zwei entschlossene Schrit­te und betätigte den Klingelknopf.

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Jarinas Vermählung

Copyright © 2012 by Ben B. Black

Jarina war überglücklich. Heute würde der schönste Tag ihres ganzen Lebens sein, denn ihre Vermählung mit Rekimas stand unmittelbar bevor. Lange hatten die beiden auf diesen Tag hin­ge­arbeitet, zuerst die Eltern, dann die Dorfältesten davon überzeugt, dass diese Hochzeit auch vor den Göttern Gnade finden würde.

Ein Jahr war es nun her, seit sich Jarina und ihr Geliebter in ei­ner feierlichen Zeremonie das Heiratsversprechen gegeben hatten. Seither war kein Tag vergangen, an dem nicht irgendeine Vor­be­reitung für das heutige Ereignis getroffen worden wäre, denn es musste alles perfekt sein, nicht nur weil Jarina es sich wünschte, sondern auch, um den Göttern zu gefallen und sie günstig auf die kommenden Jahre der Ehe einzustimmen.

Die junge Frau schreckte aus ihren Gedanken hoch, als die Tür zu ihrem Zimmer aufging und ihre jüngere Schwester Temka den Kopf hereinstreckte.

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Feraxors Rabe

Elfenschrift 06/2012

Erschienen in der Elfenschrift 06/2012, Copyright © 2012 by Ben B. Black

»Du willst was?« Sador sah seinen Freund Lopan mit aufgerissenen Augen an. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«

»Sei leise!«, zischte dieser und versicherte sich durch einen schnellen Blick in die Runde, dass die anderen Gäste in der Schänke noch nicht auf das Gespräch der beiden aufmerksam geworden waren.

»Also nur, damit ich es auch bestimmt richtig verstanden habe«, fuhr Sador mit gesenkter Stimme fort. »Du willst allen Ernstes in Feraxors Anwesen eindringen und ihn, den mächtigsten Magier in diesem Teil des Königreichs, bestehlen?«

»Genau das ist mein Plan.« Lopan nickte.

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Die Mission seines Lebens

Elfenschrift 03/2012

Erschienen in der Elfenschrift 03/2012, Copyright © 2012 by Ben B. Black

Der eiskalte Wind blies Nolimorexido so stark entgegen, dass er sich kaum noch in der Luft halten konnte. Er war seit Stunden unterwegs, und seine Flügel schmerzten mittlerweile dermaßen heftig, dass es fast nicht mehr auszuhalten war. Aber aufzugeben kam für ihn nicht in Frage, auf keinen Fall!

Viele Jahre hatte er sich auf den heutigen Tag vorbereitet, Jahre voller Entbehrungen und Anstrengungen. Die Mühen würden jedoch nicht umsonst gewesen sein, denn er würde seine Pflicht erfüllen, so wie es schon Generationen vor ihm getan hatten, und so wie es auch noch Generationen nach ihm tun würden.

Durch das dichte Schneetreiben hindurch konnte Nolimorexido verwaschen einen dunklen Fleck erkennen. Eine Höhle!

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Rogamurs Vermächtnis

Copyright © 2011 by Ben B. Black

»Somaraaan! Vreeeedomaaaar!« Inbrünstig intonierte Rogamur die magischen Worte. Dabei vibrierte seine Stimme, bis die Schwingungen seinen gesamten Körper erfüllten und von ihm Besitz ergriffen.

Der alte Magier saß im Kreise seiner Anhänger, die nun die magische Formel aufnahmen und wiederholten, bis sich der gesamte Raum mit den Silben zu füllen schien: »Somaraaan! Vreeeedomaaaar!«

Viele Jahre lang hatte sich Rogamur auf diesen Tag vorbereitet, und heute war es endlich soweit. Wenn ihn seine Studien zu den richtigen Schlüssen geführt hatten, würde es ihm heute endlich gelingen, unsterblich zu werden!

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Ein wahrer Schatz

Copyright © 2010 by Ben B. Black

»Ich bin so ein Vollidiot! Warum konnte ich nur mein vorlautes Maul nicht halten?« Wütend trat Tymaris gegen einen größeren Kieselstein und sah ihm mit zornigem Blick nach, als er polternd den Abhang hinunterhüpfte.

»Ja, ist ja gut. Ich weiß es jetzt, und die Götter haben es bestimmt auch vernommen, so oft und so laut wie du es die letzten zwei Wochen immer und immer wieder hinausgebrüllt hast«, brummelte sein Freund Keran missmutig. »Davon wird der Weg auch nicht weniger beschwerlich, und dein Vater wird dich so oder so enterben, wenn er Wind davon bekommt, dass du das beste Pferd seines Gestüts für eine dumme Wette als Preis ausgesetzt hast. Ganz zu schweigen davon, dass wir das Gespött der gesamten Akademie sein werden, wenn wir mit leeren Händen zurückkommen.«

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Die List des Schamanen

Copyright © 1998 by Ben B. Black

Als Ejknor sein Frühstück beendet hatte, löschte er das Feuer und begann, sein Pferd zu packen. Wenn die Wegbeschreibung stimmte, würde er das Dorf seiner Auftraggeber gegen Mittag erreichen. Er freute sich auf ein richtiges Essen und die Möglichkeit, nach der langen Reise endlich wieder ein Bad nehmen zu können.

Ejknor ließ das Pferd in ruhigem Schritt gehen. Sie würden zum vereinbarten Termin eintreffen und hatten es daher nicht mehr eilig. Im Geiste ging er noch einmal den Brief durch, der ihn hierher gebracht hatte.

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Ein aufrechter Mann

Copyright © 1998 by Ben B. Black

Jason hasste den Weg durch den Park. Hier trieben sich nachts Leute herum, die ihr Geld nicht zwingend mit ehrlicher Arbeit verdienten. Und Verrückte, Freaks, die wurden hier auch öfters gesehen.

Aber er war spät dran, und dieser Weg war einfach der kürzeste. Natürlich hätte er auch ein Taxi nehmen können, aber Taxis mochte er eigentlich noch weniger als den nächtlichen Park.

»Hey, Kumpel, hassu mal ’n Euro?«

Der Stadtstreicher stand plötzlich vor ihm und streckte ihm die behandschuhte Rechte auffordernd entgegen. Die Handschuhe waren aus grober Wolle gestrickt und hatten schon einige Löcher. Jason roch den alkoholgetränkten Atem des Mannes und fragte sich, woher er so plötzlich gekommen war.

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